Die Umsetzung der EU-Richtlinie NIS2 verzögert sich in Deutschland auf unbestimmte Zeit. Obwohl die nationale Umsetzung nicht rechtzeitig erfolgt, bleiben die Anforderungen bestehen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet das: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich strukturiert vorzubereiten und Cybersicherheit zur Chefsache zu machen. Die richtige Vorbereitung bietet nicht nur Schutz vor Sanktionen, sondern auch die Möglichkeit, interne Prozesse zu optimieren und ein ganzheitliches Sicherheitsbewusstsein im Unternehmen zu etablieren.
🔄 Hintergrund zur NIS2-Richtlinie
NIS2 (EU 2022/2555) ersetzt die bisherige NIS-Richtlinie und erweitert die Anforderungen an Cybersicherheit deutlich. Sie betrifft nicht nur kritische Infrastrukturen, sondern auch zahlreiche weitere Branchen wie IT-Dienstleister, Energie, Gesundheitswesen oder den Maschinenbau. Ziel ist es, ein einheitliches Schutzniveau für digitale Dienste in der EU zu schaffen. Die Richtlinie fordert von Unternehmen ein umfassendes Risikomanagement, technische Sicherheitsmaßnahmen und organisatorische Strukturen, die es erlauben, auf Bedrohungen schnell und effizient zu reagieren. Dies schließt auch Lieferketten ein, die nun ebenfalls auf Sicherheitslücken zu prüfen sind.
⌛ Verzögerung der nationalen Umsetzung
Eigentlich sollte NIS2 bis zum 18. Oktober 2024 in deutsches Recht übertragen sein. Aufgrund politischer Umstände und einer ausstehenden Regierungsbildung nach der Bundestagswahl verzögert sich das entsprechende Umsetzungsgesetz voraussichtlich bis Herbst 2025. In der Zwischenzeit bleibt jedoch unklar, wann konkrete Vorgaben in Kraft treten. Diese Unsicherheit erschwert die Planbarkeit für Unternehmen, macht aber gleichzeitig die Eigeninitiative umso wichtiger. Wer sich frühzeitig mit der Materie beschäftigt, kann pragmatisch handeln und auf kommende gesetzliche Anforderungen flexibel reagieren.
⚡ Pflichten gelten trotzdem
Trotz fehlender nationaler Gesetzgebung müssen betroffene Unternehmen bereits jetzt handeln. Denn die Richtlinie ist auf EU-Ebene rechtskräftig. Folgende Pflichten sind umzusetzen:
- Betroffenheitsanalyse durchführen (insb. bei mehr als 50 Mitarbeitenden oder über 10 Mio. € Jahresumsatz)
- Registrierung beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Implementierung von Risikomanagement-Systemen
- Schulungen zur Sicherheitskultur
- Einhaltung von Meldepflichten (24 h Initialmeldung, Updates, Abschlussbericht)
Zudem ist die Einbindung der Unternehmensleitung verpflichtend. Cybersicherheit muss aktiv gesteuert und regelmäßig überprüft werden. Auch externe Partner und Dienstleister sind in die Sicherheitsstrategie einzubeziehen. Wer bereits mit Standards wie ISO 27001 arbeitet, hat hier einen klaren Startvorteil.
✅ Handlungsempfehlungen für KMU
Die Fristverlängerung ist eine Chance für Unternehmen, sich ohne Zeitdruck vorzubereiten:
- Jetzt analysieren: Ist das Unternehmen betroffen? Welche Unternehmensbereiche sind besonders kritisch?
- IT-Strukturen prüfen: Bestehen bereits Sicherheitsstandards wie ISO 27001 oder BSI-Grundschutz? Gibt es Regelprozesse für Notfälle?
- Verantwortung klären: Cybersicherheit gehört in die Unternehmensleitung. Governance-Strukturen schaffen Klarheit und Effizienz.
- Meldestrukturen vorbereiten: Prozesse definieren, Meldewege festlegen und Zuständigkeiten dokumentieren.
- Mitarbeitende sensibilisieren: Trainings und Schulungen etablieren, um ein Bewusstsein für Gefahrenlagen zu schaffen.
- Externe Prüfungen einplanen: Penetrationstests oder Audits können Schwachstellen sichtbar machen, bevor Angreifer diese nutzen.
🚀 Fazit
Die Verschiebung der NIS2-Umsetzung gibt Unternehmen Zeit, darf aber nicht als Stillstand missverstanden werden. Wer heute beginnt, sich vorzubereiten, kann Cybersicherheit strategisch nutzen und regulatorische Anforderungen in einen Wettbewerbsvorteil umwandeln. Es geht nicht nur um Compliance, sondern um Resilienz, Vertrauen und Zukunftssicherheit. Ein professionelles Sicherheitskonzept ist heute ein zentrales Element moderner Unternehmensführung.
DIGITALBÜRO LIMBURG unterstützt bei der Einführung von NIS2-konformen Prozessen – denn We make IT easy.